Jenjira Stadelmann
Badmintonspielerin
Ich wurde am 20.11.1999 in Chiang-Mai, Thailand geboren. Mein Vater ist gebürtiger Schweizer, der vor über zwanzig Jahren ausgewandert ist. Meine Mutter stammt aus Chiang-Mai. Mein fünf Jahre älterer Bruder lebt mit seiner Familie in Thailand.
Schon als kleines Mädchen spielte ich erfolgreich nationale Badminton-Turniere. Bald wurde ein Grossclub in Bangkok auf mich aufmerksam. Aber nach sechs Monaten wurde ich zu einer Pause gezwungen – die Wirbelsäule war verschoben, die Schmerzen wurden immer stärker. Ich ging nach Chiang-Mai zurück, und die gesundheitlichen Probleme konnten behoben werden. Der Traum vom Badmintonprofi war aber ausgeträumt: Ich wollte unbedingt Tierärztin werden und daneben ein paar Turniere spielen.
In die Schweiz kam ich, weil ich meinen Vater mit einem speziellen Wunsch konfrontiert hatte: Ich wollte Schnee sehen und die Berge. Weil mein Vater seit acht Monaten beruflich in der Schweiz weilte, sah ich da eine gewisse Chance und mein Wunsch wurde mir erfüllt. Als er in meiner vierten und letzten Ferienwoche arbeiten musste, schickte er mich in ein Badminton-Trainingslager in Trogen (AR). Sofort fühlte ich mich wieder in meinem Element, und Hanspeter Kolb, Präsident des BV St. Gallen-Appenzell, wurde von seinem Trainer auf dieses «aussergewöhnliche Talent» aufmerksam gemacht, das auch den Schweizer Pass besitzt. «Hampi» wurde hellhörig und ist seither mit seinem Netzwerk sowie mit Rat und Tat die zentrale Figur für mich.
Am Anfang stand aber die Frage von Hampi, die alle vorherigen Pläne ins Wanken brachte: «Jenny, willst du in der Schweiz bleiben und deiner Badminton-Karriere noch eine Chance geben?»
Diese Frage stiess bei mir auf offene Ohren. Gleich aus drei Gründen: Ich hatte mit Profi-Badminton noch nicht abgeschlossen, die Konkurrenz in der Schweiz war im Verglich zu meiner Heimat ungleich kleiner und die Möglichkeit, neben dem Training zu studieren, viel grösser.
Der Entscheid war schwierig. Ich war erst 16 Jahre alt und würde dafür mein ganzes Umfeld aufgeben. Und: Ich musste mich innert zwei Wochen entscheiden.
Der Anfang war sehr schwer. Die Kultur war ganz anders, aber das Hauptproblem war die Sprache, denn zu Hause hatten wir nie Deutsch gesprochen. Ich war und bin aber ehrgeizig, besuchte Privatstunden, gleichzeitig die Migros-Klubschule und die Konversationen im Badminton-Umfeld halfen ebenfalls.
Heute spreche ich schon sehr gut deutsch. Ich bin nach sechs Jahren vollkommen in der Schweiz angekommen, habe eine Ausbildung zur Fitness- und Bewegungstrainerin absolviert, ebenso 2021 die Spitzensport-RS. Meinen Lebensmittelpunkt habe ich in einer WG in Bern.
Seit 2018 bin ich im Elite-Nationalkader, trainiere täglich mit dem Team. Ich wurde schon Meisterin im Einzel und dreimal im Doppel und bin die grösste Hoffnung beim Verband für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Thomas Heiniger, jahrelang Sportdirektor bei Swiss Badminton, sagte: «Jenny hat den Sprung von der extrem talentierten jungen Spielerin zur kompletten Sportlerin geschafft. Wenn sie gesund bleibt, kann sie mit den Weltbesten mithalten.»
Nur dank Freude, riesigem Willen und der Unterstützung unzähliger Leute im Umfeld des Schweizer Badmintons habe ich es so weit geschafft. Ein grosser Dank gebührt der Fritz-Gerber-Stiftung, die mich seit Jahren begleitet und unterstützt.
Mein hochgestecktes, aber keineswegs unmögliches Ziel heisst Paris. Um mich für Olympia zu qualifizieren, muss ich in der Weltrangliste im Bereich von Platz 40 bis 50 klassiert sein. Im Januar 2023 erreichte ich den 64. Rang – bis jetzt meine beste Platzierung.
Ich freue mich auf die nächsten Etappen, getreu meinem Motto: «Du kannst nur gewinnen, wenn dein Mut zu siegen grösser ist als deine Angst vor dem Verlieren.»
Jenjira Stadelmann
Januar, 2023
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Noah RechsteinerVon Baar 2011 – 10 Jahre später – nach Tokio 2021
Als kleines, scheues 10-jähriges Mädchen fing ich mit dem Rollstuhltennis an. Damals war ich in der 5. Klasse und versuchte mich gerade so durch die Schule zu kämpfen.
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