Liv Broder
Skateboarderin
Die meisten Menschen begegnen Skateboardern auf der Strasse. Oder in einem Film, auf einem Werbeplakat oder in einem Musikvideo. Meist sind es dann Männer, die man für ihre Tricks und ihr cooles Auftreten bewundert. Frauen hingegen sieht man fast nie. Und wenn doch, dann stehen sie meist auf einem Slalom- oder einem Longboard und tänzeln in einem Abendkleid zu romantischer Musik irgendwo dem Sonnenuntergang entgegen.
Mein Name ist Liv Broder. Ich bin 17 Jahre alt, wohne in Zürich und habe einen anderen Weg gewählt. Als Skaterin fühle ich mich einer neuen Generation von Frauen verbunden, die sich ihren Platz in Lebenswelten erkämpfen, in denen sie früher bestenfalls geduldet, oft belächelt wurden. Ich tue das im Skaten. Weil ich den Sport liebe. Und weil ich mir Respekt verdienen möchte, für das, was ich kann. Und nicht nur für das, was ich bin.
Dass mich die Fritz-Gerber-Stiftung auf meinem Weg unterstützt, dafür bin ich enorm dankbar. Denn ohne diese finanzielle Hilfe wäre das alles nicht möglich. Skateboarden ist mittlerweile olympisch, doch in der Schweiz ist das Skateboarden noch nicht so etabliert und die Vereins- und nationalen Verbandsstrukturen sind erst im Aufbau begriffen – mit viel Fron- und Pionierarbeit. Aber wenn die Spiele 2028 in Los Angeles stattfinden werden – mein nächstes grosses Ziel –, wird das für mich eine Reise ins Herz unserer Sportart sein.
Skateboarden sieht so leicht aus. So beschwingt und lässig. Und vermutlich war es das, was auch mich anfangs so fasziniert hat. Doch die wenigsten sind sich bewusst, wie viele Trainingsstunden, Schweiss und blaue Flecken sich hinter dieser «Lässigkeit» verbergen. Bei uns gibt es keine Sicherheitsnetze und keine doppelten Böden. Wer hinfällt, fällt ziemlich sicher hart. Und gut wird nur, wem das Brett quasi an die Füsse wächst. Eigentlich verschmelzen bei uns Skateboarderinnen und Skateboardern der Leistungssport, die Trainingseinheiten und die Freizeit zu einem Lebensstil. Wir leben unseren Sport – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich habe mit etwa 6 Jahren mit dem Skaten angefangen. Mit 13 Jahren wurde ich bereits Schweizer Meisterin. Auch deshalb musste ich früh ins Ausland, um mich mit den besten Skaterinnen Europas und der Welt messen zu können. Inzwischen bin ich auf Platz 26 der Weltrangliste, wurde 15. an den Weltmeisterschaften 2024 in Rom und als erste Schweizer Skaterin überhaupt an die X Games in Kalifornien eingeladen – als eine von nur 14 Skaterinnen aus aller Welt.
An einem Contest hat man jeweils zwei Läufe und je knapp eine Minute Zeit, um möglichst viele, vor allem aber spektakuläre Tricks zu stehen. Meine Stärke ist das Rail-Skaten, also Sprünge auf eine Art Treppengeländer. Ausgerechnet an einem solchen Hindernis habe ich mir vor drei Jahren das Kreuzband gerissen. Das warf mich zwar um fast ein Jahr zurück, aber letztlich bin ich danach noch stärker zurückgekommen, vor allem mental.
Meine noch junge Karriere führte mich bereits an Wettkämpfe in Prag, Tokio, Paris, Rom, Shanghai, Dubai oder Los Angeles; Orte, die ich sonst wohl nie kennengelernt hätte. Ich liebe das Reisen. Und mittlerweile habe ich auf der Tour viele Freundinnen aus aller Welt gefunden. Wir Skateboarderinnen sind wie eine grosse Familie, jede gönnt der anderen ihren Erfolg. Steht eine Frau einen krassen Trick, jubeln alle. Man feiert – und man leidet zusammen.
Das viele Reisen ist aber auch mit hohen Kosten und einem grossen Aufwand verbunden. Wie gesagt, unser Verband ist noch jung und sehr klein. Eine junge Skaterin wie mich finanziell oder mit einem Trainer oder Betreuerteam zu unterstützen, liegt nicht drin. Zudem bin ich selbst auch noch zu jung, deshalb muss mich mein Vater an die Wettkämpfe begleiten. Meine Familie, ich habe noch einen älteren und einen jüngeren Bruder, tut wirklich alles, um mich bei der Verwirklichung meines Traums zu unterstützen – ohne mich unter Druck zu setzen. Denn letztlich muss einem das Skaten Freude machen, sonst wäre man gar nicht bereit, so viele Stunden zu investieren. Und ständig hinzufallen – und wieder aufzustehen. Es nochmal zu probieren. Immer und immer wieder. Denn das ist das eigentliche Motto beim Skaten – und irgendwie ist das inzwischen auch zu meinem Lebensmotto geworden. Aufgeben? Kommt nicht infrage!
Liv Broder
Dezember, 2024
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