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Rechtzeitig unterstützen!
Ein Bericht schlug vor einigen Monaten hohe Wellen in den Medien: Der Kanton Zürich hat sein Stipendienwesen nach wie vor nicht im Griff. Die Dauer, während der Unterstützungsberechtigte auf einen Entscheid des kantonalen Amtes warten müssen, ist noch länger geworden und kann in Einzelfällen bis zu einem Jahr betragen. Der politische Protest aus allen Lagern war wegen dieses offensichtlichen Missstandes gross. In der Zwischenzeit bemüht sich die Bildungsdirektion des Kantons Zürich, die Situation für jene, die dringend auf Stipendien angewiesen sind, zu verbessern.
Leider ist die Situation in anderen Kantonen nicht viel besser. Und so sind wir als private Stiftung, die sich der Begabtenförderung verschrieben hat, regelmässig mit Gesuchen konfrontiert, bei denen es darum geht, entsprechende Finanzierungslücken bei besonders begabten jungen Menschen zu schliessen. Das gelingt uns in Einzelfällen, ist aber natürlich nicht die Lösung des grundsätzlichen Pro-
blems.
Bei jungen Menschen, die sich während ihrer Ausbildung hohe Ziele setzen, ist es entscheidend, die Unterstützung nicht nur zeitnah zu beschliessen, sondern dann auch rasch auszuzahlen. In vielen Fällen sind weder bei den Jugendlichen noch bei deren Eltern nennenswerte finanzielle Reserven vorhanden. Es geht also nicht selten schlicht darum, ob eine geplante Aus- oder Weiterbildung überhaupt angetreten werden kann. Noch schlimmer sind aus meiner Erfahrung solche Fälle, bei denen anspruchsvolle Bildungswege trotz vielversprechender Entwicklung wegen einer finanziellen Notlage abgebrochen werden müssen.
Vor diesem Hintergrund bemühen wir uns als Stiftung um eine rasche, möglichst unbürokratische Bearbeitung und Entscheidungsfindung bei allen Gesuchen, die uns erreichen. Dreimal pro Jahr entscheidet der Stiftungsrat auf Basis der sorgfältigen Prüfung durch die Geschäftsstelle über die angefragten Unterstützungen selbst sowie die Höhe der Unterstützungsbeiträge, so dass vom Einreichen bis zum Entscheid, respektive dem Auszahlen einer ersten Unterstützungsleistung, nie mehr als einige Monate vergehen. Dort, wo besonders rasches Handeln notwendig ist, verfügt die Geschäftsstelle zudem über die Möglichkeit, mit einem Dringlichkeitsbeschluss, der später vom Stiftungsrat bestätigt werden muss, zu helfen.
Wohlverstanden: Schnelles Handeln darf nicht zulasten einer umfassenden Beurteilung des einzelnen Gesuches geschehen. Entscheidend dabei sind, das zeigt sich immer wieder, das persönliche Gespräch mit den aussergewöhnlich begabten jungen Menschen und ihren Eltern, aber auch das sorgfältige Einholen von Referenzen, die mehr beinhalten als oberflächliche Fürsprachen. Auf dieser Grundlage ist es uns möglich, das Begabungspotenzial der einzelnen Gesuchstellerin und des einzelnen Gesuchstellers sorgfältig abzuklären. Natürlich ist das noch längst keine Garantie dafür, dass der künftige Lebensweg jedes Einzelnen so verläuft, wie wir es uns zum Zeitpunkt des Gesuches erhofft haben.
Das scheint mir auch gar nicht entscheidend zu sein. Wir alle wissen: Das Leben nimmt manchmal Wendungen, die wir nicht vorhersehen können. Was wir mit unserer rechtzeitigen Unterstützung aber bieten können, sind bestmögliche Voraussetzungen für eine anspruchsvolle Ausbildung, die zum Erfolg führen kann. In vielen Fällen gelingt dies auch.
Ende 2022 mussten wir uns leider von zwei zurückgetretenen Mitgliedern unseres Stiftungsrates verabschieden.
Unsere Vizepräsidentin Renate Gerber hat zusammen mit ihrem verstorbenen Mann, Fritz Gerber, unsere Stiftung erst möglich gemacht. Frau Gerber war in all diesen Jahren immer präsent und interessiert am Schicksal der einzelnen begabten jungen Menschen. In Anerkennung ihrer grossen Verdienste hat der Stiftungsrat Renate Gerber daher zum Ehrenmitglied ernannt.
Prof. Felix Gutzwiller hat seit Gründung der Stiftung mit seiner grossen beruflichen und politischen Kompetenz wichtige Beiträge zur erfolgreichen Entwicklung unserer Institution geleistet. Die gezielte Förderung von ausgewiesenen Begabungen war ihm stets ein grosses Anliegen. Er hat denn auch die Entwicklung erfolgreicher Sportlerinnen oder Künstler, die von uns unterstützt wurden, mit Aufmerksamkeit und Stolz begleitet.
Neu wurden Michael Haefliger, Intendant des Lucerne Festivals, und Nationalrat Andri Silberschmidt, Präsident FH Schweiz (Dachverband Absolventinnen und Absolventen Fachhochschulen), in den Stiftungsrat gewählt. Ich freue mich, dass wir in Zukunft auf die Kompetenz und das Engagement von unseren beiden neuen Mitgliedern zählen können. Beide verfügen in wichtigen Bereichen für uns über wertvolles Spezialwissen.
Urs Lauffer
Leistungsbericht 2022
Stiftungszweck
Bereits seit vierundzwanzig Jahren fördert unsere Stiftung auf ausschliesslich gemeinnütziger Basis begabte junge Menschen mit Wohnsitz in der Schweiz mit finanziellen Beiträgen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung. Wir wollen dort helfen, wo für das Erreichen des Stiftungszwecks keine oder nicht ausreichende öffentliche Gelder zur Verfügung stehen. Dabei konzentrieren wir uns auf Einzelfallhilfe und unterstützen junge Menschen direkt mit einem finanziellen Beitrag. Unterstützungsberechtigt sind junge Menschen im Alter von 10 bis 25 Jahren. Wir prüfen Gesuche aus den Bereichen Schule (inkl. Fachhochschulen), Handwerk, Kultur und Sport. Nicht berücksichtigt werden Gesuche zugunsten eines Studiums an einer Universität oder an der ETH.
Die Geschäftsstelle wird seit Gründung der Stiftung von Lauffer & Frischknecht, Unternehmensberatung für Kommunikation, im Mandatsverhältnis geführt.
Bewilligte Gesuche und Aktivitäten
2022 hat der Stiftungsrat von 236 (Vorjahr: 265) eingegangenen Gesuchen 100 (Vorjahr: 104) positiv beurteilt und dafür 1 534 000 Franken (Vorjahr: 1 674 000 Franken) bewilligt. Davon entfielen rund 32 % auf den Bereich Kunst, 49 % auf den Bereich Sport und 19 % auf die übrigen Bereiche (inkl. Hochbegabungen).
Der Stiftungsrat
Der Stiftungsrat der Fritz-Gerber-Stiftung besteht aus 10 Mitgliedern. Diese werden jeweils auf zwei Jahre gewählt. Die derzeitige Amtsperiode läuft bis zum 31. Dezember 2024. Urs Lauffer wirkt seit dem 1. Januar 2005 als Präsident. Renate Gerber und Prof. Dr. Felix Gutzwiller haben per Ende 2022 nach langjähriger Tätigkeit ihren Rücktritt aus dem Stiftungsrat erklärt. Frau Gerber wurde in Würdigung ihrer grossen Verdienste zum Ehrenmitglied gewählt. Die beiden neuen Mitglieder, Michael Haefliger und Andri Silberschmidt, wurden im Editorial vorgestellt.
Der Stiftungsrat ist im Berichtsjahr zu drei Sitzungen zusammengekommen. Im Zentrum dieser Sitzungen steht immer die Prüfung und Genehmigung der einzelnen Anträge, die von der Geschäftsstelle vorgelegt werden. Darüber hinaus erörtert der Stiftungsrat die statutarischen Geschäfte (Jahresrechnung, Jahresbericht, Bericht der Revisionsstelle) und beurteilt den Erfolg unserer Hilfe. Der Stiftungsrat überprüft dabei sowohl die Effektivität als auch die Effizienz. Auf dieser Grundlage und anhand konkreter Einzelfälle passt der Stiftungsrat wenn nötig die Schwerpunkte in den nächsten Jahren an. Schliesslich beschäftigt sich der Stiftungsrat auch mit allen finanziellen Fragen (inkl. den Anlagerichtlinien, die regelmässig geprüft und überarbeitet werden) und überwacht die Tätigkeit unserer Geschäftsstelle.
Finanzen und Ausblick
Die Stiftung finanziert ihre Tätigkeit in erster Linie aus Vermögenserträgen. Im Berichtsjahr verzeichneten die Finanzmärkte in allen Anlagekategorien sehr schlechte Ergebnisse. Entsprechend erlitt die Stiftung einen Finanzverlust von rund 3 Millionen Franken.
Per Jahresende reduzierte sich das Organisationskapital somit auf 25,9 Millionen Franken. Dennoch kann unsere Stiftung ihre Ausschüttungen im bisherigen Rahmen auch in den nächsten Jahren fortsetzen.
Rechnungslegung
Seit 2005 wenden wir für die Jahresrechnung unserer Stiftung die Kriterien von Swiss GAAP FER 21 an. Diese Rechnungslegung wurde speziell für gemeinnützige Organisationen geschaffen, um eine hohe Transparenz zu gewährleisten.
Im Namen der Geschäftsstelle danke ich allen sehr herzlich, die unsere Arbeit möglich machen und uns bei unserer Tätigkeit unterstützen.
Stéphanie Ramel
Kennzahlen in CHF
Unterstützungsbeiträge | |
---|---|
2022 | 1 674 000 CHF |
2021 | 1 534 000 CHF |
Organisationskapital | |
---|---|
2022 | 30 622 000 CHF |
2021 | 25 943 000 CHF |
Grosse Erfolge für das «Team Heinzer»
Seit 2017 fördert unsere Stiftung besonders begabte junge Sportlerinnen und Sportler im Rahmen des «Teams Heinzer». Die maximal zehn Mitglieder des Teams erhalten mindestens eine dreijährige Förderung von 20 000 Franken pro Jahr. Die Mitglieder werden von Max Heinzer, dem langjährigen Schweizer Spitzenfechter und Bereichsleiter Sport unserer Stiftung, persönlich betreut.
Anfangs Oktober 2022 traf sich das «Team Heinzer» in Kilchberg zu einem intensiven Gedankenaustausch und gemütlichen Zusammensein. Angesichts der vielen grossartigen Leistungen der einzelnen Teammitglieder war die Stimmung locker und fröhlich.
Junge Talente mit grossen Zielen
Vom Kindheitstraum zur Bühnenrealität
Als Kind im roten Samtsessel eines Londoner Theaters begann mein Traum, Musicaldarstellerin zu werden. Folgen Sie mir auf meinem Weg von der ersten Hauptrolle in Cham bis zum begehrten Studienplatz an Londons Mountview Academy.
Lou VogelKunststücke auf Galopp: Mein Voltigierpfad
Mit vier Jahren entdeckte ich das Ballett, doch die Faszination für die Bewegung ließ mich nicht los. Voltigieren wurde meine Welt – eine Verbindung aus Sport und Kunst, Höhenflügen auf dem Pferderücken, immer wieder neue Grenzen zu überwinden.
Mara HoferSaiten des Lebens
Seit meiner Kindheit ist das Violoncello Teil meines Lebens. Eine Reise von Bâle nach London, die Leidenschaft für Musik und die tiefe Bindung zu meinem Instrument formten meinen Weg. Heute studiere ich an der Royal Academy of Music, dank der wertvollen Unterstützung der Fritz-Gerber-Stiftung.
Sena BielanderMeine Reise in die Welt der Keramik
Seit meiner Kindheit faszinieren mich Materialien, eine Leidenschaft, die durch die Unterstützung meines Vaters und meine Ausbildung zum Polydesigner 3D geweckt wurde. Jetzt vertiefe ich mein Wissen und meine Fähigkeiten in der alten und vielseitigen Kunst der Keramik an der Kunsthochschule.
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