Geschäftsbericht  2021

Inhalt

Vorwort des Präsidenten

30 Millionen – mehr als eine Zahl!

Um genau zu sein, sind es 29,8 Millionen Schweizer Franken, mit denen wir seit der Gründung unserer Stiftung vor 23 Jahren besonders begabte junge Menschen in der Schweiz unterstützen konnten. Das ist ein stolzer Betrag, und dennoch – dessen bin ich mir bewusst – nur ein Tropfen auf den heissen Stein in der so wichtigen Begabtenförderung. Wenn es um die Förderung der Schwächeren in der Aus- und Weiterbildung geht, sind wir hierzulande – völlig zurecht, wie ich meine – grosszügig.  Es wird viel unternommen, damit junge Menschen mit Lernschwächen oder anderen Handicaps nicht durch die Maschen fallen. Sonderschulung, Einzelunterricht, Nachhilfe sind in diesem Zusammenhang nur einige Stichworte. Der Erfolg all dieser Massnahmen lässt sich, trotz mancher Rückschläge, sehen.

‍Wie aber steht es um die Förderung von besonders begabten jungen Menschen? Auch hier haben die Schulen in den letzten Jahren wichtige Angebote geschaffen und ausgebaut. Sportlich talentierte Kinder und Jugendliche werden in besonderen Sportklassen zusammengefasst und dort gezielt gefördert. Auch junge Begabte im musischen Bereich finden in vielen Kantonen Angebote, die sie auf ihrem anspruchsvollen Weg weiterbringen.

‍Doch machen wir uns nichts vor: Dieses Netz für begabte junge Menschen ist noch immer löchrig. Wir sehen das an den vielen Anfragen, die unsere Stiftung jede Woche erreichen. Da geht es bei den Jüngeren um den Übertritt in private Talentschulen, die ein überzeugendes Angebot haben, gleichzeitig aber hohe Schulgelder verlangen müssen. Bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen steht oft die Weiterbildung im Ausland im Zentrum, die aus privaten Mitteln ebenfalls nur schwer zu finanzieren ist.

‍In vielen solcher und ähnlicher Fälle konnte und kann unsere Stiftung helfen. So gesehen sind die 30 Millionen, die wir dafür bisher eingesetzt haben, ein grosser und wichtiger Beitrag, der insgesamt mehr als 2 500 jungen Menschen zugutegekommen ist. Denken wir allerdings an die Milliarden, die jedes Jahr in der Schweiz in unser Bildungswesen investiert werden, sind die 30 Millionen dann doch relativ wenig. Wir wissen das. Und so fällt es uns auch nach vielen Jahren unserer Stiftungstätigkeit noch immer nicht leicht, angesichts unserer beschränkten Mittel auch sehr gut begründete Gesuche ablehnen zu müssen. 

‍Andererseits motiviert uns diese Ausgangslage auch, die Auswahl jener besonders begabten Menschen, die wir über eine kürzere oder längere Strecke begleiten dürfen, sehr gründlich und nach klar definierten Kriterien vorzunehmen. Entscheidend dabei ist, dass alle Gesuchstellerinnen und Gesuchsteller , deren Gesuche dem Stiftungsrat vorgelegt werden können, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen werden – häufig begleitet von ihren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen. Aus diesen Begegnungen erhält unsere Geschäftsstelle wichtige Hinweise, ob und in welchem Umfang ein Gesuch gerechtfertigt ist.

‍Auch wenn dieses sorgfältige und zeitintensive Auswahlprozedere allein noch keine Erfolgsgarantie darstellt, so zeigt doch die Erfolgskontrolle, die unsere Geschäftsstelle in jedem einzelnen Fall durchführt, dass unsere Beiträge in den allermeisten Fällen wichtige Ausbildungsschritte möglich machen. Vor diesem Hintergrund darf ich feststellen, dass die 30 Millionen Franken sicher gut investiertes Geld waren. Und erfreulicherweise verfügt unsere Stiftung auch weiterhin über genügend Mittel, um ihre Arbeit im bisherigen Rahmen noch viele Jahre weiterführen zu können.

‍Noch habe ich in diesem Editorial kein Wort über die Auswirkungen der nun schon über zwei Jahre andauernden Coronavirus-Pandemie auf die Begabtenförderung im Allgemeinen und auf unsere Arbeit im Besonderen verloren … Aber ganz ohne das Thema Covid-19 geht es auch an dieser Stelle nicht. Die Auswirkungen der Pandemie sind für begabte junge Menschen besonders anspruchsvoll. Viele Grenzen sind geschlossen. Aus- und Weiterbildungen können oft nicht mehr vor Ort, sondern nur noch virtuell stattfinden. Und einige Pläne erweisen sich unter Pandemieumständen als kaum umsetzbar. Wir versuchen, in solchen Situationen den jungen Menschen, die sich uns anvertrauen, möglichst unbürokratisch und flexibel zu helfen. Und das gelingt auch oft.

Die Begabtenförderung in der Schweiz ist insgesamt von der Pandemie stark betroffen, fehlen doch angesichts der Milliardenausgaben im Kampf gegen Covid-19 vielfach schlicht die Mittel, um begabte junge Menschen im notwendigen Ausmass zu unterstützen. Das wiederum führt dazu, dass Angebote privater Träger wie dasjenige unserer Stiftung im Moment besonders gefragt sind. Und so sind wir dankbar, unseren Stiftungszweck auch in den kommenden Jahren erfüllen zu können. Auf die nächsten 30 Millionen!

Urs Lauffer

Das Jahr im Rückblick

Leistungsbericht 2021

Stiftungszweck

Bereits seit dreiundzwanzig Jahren fördert unsere Stiftung auf ausschliesslich gemeinnütziger Basis begabte junge Menschen mit Wohnsitz in der Schweiz mit finanziellen Beiträgen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung. Wir wollen dort helfen, wo für das Erreichen des Stiftungszwecks keine oder nicht ausreichende öffentliche Gelder zur Verfügung stehen. Dabei konzentrieren wir uns auf Einzelfallhilfe und unterstützen junge Menschen direkt mit einem finanziellen Beitrag. Unterstützungsberechtigt sind junge Menschen im Alter von 10 bis 25 Jahren. Wir prüfen Gesuche aus den Bereichen Schule (inkl. Fachhochschulen), Handwerk, Kultur und Sport. Anfragen von Gesuchstellerinnen und Gesuchstellern, die an einer Universität oder der ETH studieren, können wir leider nicht berücksichtigen.

‍Die Geschäftsstelle wird seit Gründung der Stiftung von Lauffer & Frischknecht, Unternehmensberatung für Kommunikation, im Mandatsverhältnis geführt.

Bewilligte Gesuche und Aktivitäten

2021 hat der Stiftungsrat von 265 (Vorjahr: 240) eingegangenen Gesuchen 104 (Vorjahr: 104) positiv beurteilt und dafür 1 674 000 Franken (2020: 1 489 000 Franken) bewilligt. Davon entfielen rund 35 % auf den Bereich Kunst, 46 % auf den Bereich Sport und 19 % auf die übrigen Bereiche (inkl. Hochbegabungen).

Stiftungsrat

Der Stiftungsrat der Fritz-Gerber-Stiftung besteht aus 10 Mitgliedern. Diese werden jeweils auf zwei Jahre gewählt. Die derzeitige Amtsperiode läuft bis zum 31. Dezember 2022. Urs Lauffer wirkt seit dem 1. Januar 2005 als Präsident. Renate Gerber und Prof. Dr. Felix Gutzwiller haben per Ende 2022 ihren Rücktritt aus diesem Gremium erklärt. Ihre Nachfolge werden Michael Haefliger, Intendant des Lucerne Festivals und Nationalrat Andri Silberschmidt, Präsident FH Schweiz (Dachverband Absolventinnen und Absolventen Fachhochschulen), antreten.

‍Der Stiftungsrat ist im Berichtsjahr zu drei Sitzungen zusammengekommen. Die Frühlingssitzung musste aufgrund der epidemiologischen Lage wiederum in Form einer Videokonferenz durchgeführt werden. Die anderen beiden Sitzungen konnten physisch in Zürich stattfinden. Im Zentrum dieser Sitzungen steht immer die Prüfung und Genehmigung der einzelnen Anträge, die von der Geschäftsstelle vorgelegt werden. Darüber hinaus erörtert der Stiftungsrat die statutarischen Geschäfte (Jahresrechnung, Jahresbericht, Bericht der Revisionsstelle) und beurteilt den Erfolg unserer Hilfe. Der Stiftungsrat überprüft dabei sowohl die Effektivität, als Mass der Wirksamkeit unserer Arbeit, als auch die Effizienz, d. h. die Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes. Auf dieser Grundlage und anhand konkreter Einzelfälle passt der Stiftungsrat wenn nötig die Schwerpunkte unserer Stiftung an. Schliesslich beschäftigt sich der Stiftungsrat auch mit allen finanziellen Fragen (inkl. den Anlagerichtlinien, die regelmässig geprüft und angepasst werden) und überwacht die Tätigkeit unserer Geschäftsstelle.‍

Finanzen und Ausblick

Die Stiftung finanziert ihre Tätigkeit in erster Linie aus Vermögenserträgen. Im Berichtsjahr wurde ein erfreuliches Finanzergebnis in Höhe von 1,79 Millionen Franken erzielt. Trotzdem resultierte insgesamt ein Verlust von 45 000 Franken (vor Erhöhung der Wertschwankungsreserve, Vorjahresverlust 428 000 Franken).

‍Per Jahresende reduzierte sich das Organisationskapital somit auf 30,6 Millionen Franken. Damit kann unsere Stiftung ihre Ausschüttungen im bisherigen Rahmen in den nächsten Jahren fortsetzen.

Rechnungslegung

Seit 2005 wenden wir für die Jahresrechnung unserer Stiftung die Kriterien von Swiss GAAP FER 21 an. Diese Rechnungslegung wurde speziell für gemeinnützige Organisationen geschaffen, um eine hohe Transparenz zu gewährleisten.

Im Namen der Geschäftsstelle danke ich allen sehr herzlich, die unsere Arbeit möglich machen und uns bei unserer Tätigkeit unterstützen.

Stéphanie Ramel

Kennzahlen in CHF

Unterstützungsbeiträge

2021

1 489 000 CHF

2020

1 674 000 CHF

Organisationskapital

2021

30 668 000 CHF

2020

30 622 000 CHF

Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 1998 bisher 29,8 Millionen Franken an Unterstützungsbeiträgen geleistet.
Olympische Sommerspiele

Grosse Delegation in Tokio

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Hintere Reihe v. l. n. r.: Yasmin Giger, Ricky Petrucciani, Jason Joseph, Silke Lemmens, William Jeff Reais, Maja Siegenthaler, Elena Quirici
Vordere Reihe v. l. n. r.:  Max Heinzer, Michelle Luisa Heimberg, Nalani Buob, Angelica Moser, Linda Fahrni, Lisa Mamié

Die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio wurden pandemiebedingt vom 23. Juli bis zum 8. August 2021 ausgetragen. Mit dabei: 17 Sportlerinnen und Sportler, die in den letzten Jahren von unserer Stiftung unterstützt wurden. Das waren deutlich mehr als zehn Prozent der gesamten Schweizer Delegation, die unser Land an den Olympischen Sommerspielen in Japan vertreten hat!

Dazu gehörten:

  • Sarah Atcho | Leichtathletik: 4 x 100 m
  • Naemi Brändle | Kanu: Slalom
  • Nalani Buob | Rollstuhl-Tennis
  • Yasmin Giger | Leichtathletik: 400 m Hürden, 4 x 400 m
  • Michelle Luisa Heimberg | Wasserspringen
  • Max Heinzer | Fechten
  • Jason Joseph | Leichtathletik: 110 m Hürden
  • Salome Lang | Leichtathletik: Hochsprung
  • Silke Lemmens | Leichtathletik: 4 x 400m
  • Lisa Mamié | Schwimmen
  • Angelica Moser | Leichtathletik: Stabhochsprung
  • Ricky Petrucciani | Leichtathletik: 400 m
  • Elena Quirici | Karate
  • William Jeff Reais | Leichtathletik: 200 m
  • Andrea Salvisberg | Triathlon
  • Maja Siegenthaler & Linda Fahrni | Segeln 470er-Klasse
  • Léa Sprunger | Leichtathletik: 400 m Hürden, 4 x 400 m

Am 26. September 2021 traf sich der Stiftungsrat mit «unseren» Olympionikinnen und Olympioniken in Zürich. Dabei liessen uns die Sportlerinnen und Sportler an ihren eindrücklichen Erlebnissen in Tokio teilhaben.

Geschichten von unterstützten Talenten

Vom Traum zur Realität

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Meine Reise zur Perfektion

Als Kind fühlte ich mich oft fremd in der Welt der anderen, aber das Malen war meine Art zu sprechen. Nach dem Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel und Malkursen, wollte ich alte Techniken erlernen und fand schließlich das "Institut Supérieur de Peinture Van der Kelen-Logelain" in Brüssel.

Pauline Calame
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Mein Aufstieg im Badminton

Von nationalen Turnieren in Thailand bis zum Elite-Nationalkader in der Schweiz - ich habe hart gearbeitet, um meine Karriere als Badmintonspielerin aufzubauen. Obwohl ich anfangs Schwierigkeiten hatte, mich an die neue Kultur und Sprache zu gewöhnen, habe ich mich durchgekämpft und mehrere Meisterschaften gewonnen.

Jenjira Stadelmann
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Mein Weg zur Fotografie

Schon als kleiner Junge habe ich mich für Film und Fotografie begeistert und meine Fähigkeiten stetig verbessert. Ich habe Tiere, Natur, künstlerische Experimente und Menschen fotografiert, einen Fotokurs für Einsteiger gegeben und als Hauptassistent bei der Art Basel gearbeitet.

Jannik Kaiser
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Meine Reise auf dem Eis

Als ich mit 11 Jahren zum ersten Mal Eislauf-Lektionen nahm, konnte ich nicht ahnen, dass ich einmal als Eistänzerin bei den Olympischen Jugend-Winterspielen antreten würde. Doch nachdem ich 2016 dem professionellen Verein EC Küsnacht beitrat, entdeckte ich meine Leidenschaft für das Eistanzen.

Beda Leon Sieber