Geschäftsbericht  2023

Inhalt

Vorwort des Präsidenten

Seit einem Vierteljahrhundert erfolgreich!

Fritz-gerber-Stiftung_0010_Urs_Lauffer.webp

Am Anfang stand der Wunsch von Fritz Gerber, zu seinem 70. Geburtstag eine Stiftung zu gründen. Der auch im Weltmassstab erfolgreiche Wirtschaftsführer wollte so seiner Dankbarkeit für ein langes, erfülltes Berufsleben an der Spitze der Zürich Versicherung und von Roche Ausdruck verleihen. Ich erinnere mich gut an die Gespräche, die Fritz Gerber und ich vor der Stiftungsgründung geführt hatten. Anfänglich herrschte bei ihm grosse Skepsis. Und dies aus zwei Gründen: Er wolle sich nicht selbst ein Denkmal setzen, betonte Fritz Gerber in der für ihn typischen Klarheit. Und: Er habe allzu oft erlebt, wie Menschen mit viel Geld eine Stiftung gegründet haben, um – vereinfacht gesagt – die Welt zu retten. Um es noch konkreter in den damaligen Worten des ebenso charismatischen wie lösungsorientierten Huttwiler Schreinersohns zu sagen: «Die Welt retten kann jeder, aber messbare Resultate bei der Überwindung konkreter Probleme zu erzielen, das schaffen nur wenige».

Dass wir uns dann doch auf die Gründung seiner Stiftung einigen konnten, begründete Fritz Gerber in einem seiner letzten Interviews vor fünf Jahren so: «Mit der Idee, besonders begabte Menschen zu fördern, ihnen Chancen zu ermöglichen, die sie sonst nicht hätten, hatte ich mich schon lange befasst. Das Konzept dieser gezielten Einzelfallhilfe auf der Basis sorgfältiger Abklärungen schien mir sinnvoll. Und die letzten Jahre haben uns recht gegeben. Von ihrem ersten Betriebsjahr an hat die Stiftung messbare Resultate geliefert. Natürlich ist unsere Arbeit nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heissen Stein – können wir doch angesichts unserer Ressourcen jedes Jahr nur eine gewisse Anzahl von begabten jungen Menschen fördern. Aber das ist viel mehr, als Visionen nachzujagen, ohne Wirkung zu erzielen.»

Und darum kann unsere Stiftung nun bereits auf fünfundzwanzig Jahre intensiver, herausfordernder, aber durchaus auch erfolgreicher Arbeit zurückblicken. Drei Zahlen mögen dies untermauern:

Seit 1999 haben wir rund 2 750 Gesuche bewilligen und so gezielt die Aus- und Weiterbildungswünsche begabter junger Menschen unterstützen können.

Dafür haben wir in diesen Jahren insgesamt rund 33 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. Diese Zahl dokumentiert auch, dass wir mit den Mitteln unserer Stiftung, die mit einem Kapital von 20 Millionen Franken gestartet war, gut gewirtschaftet haben.

Die durchschnittliche Unterstützungssumme pro Gesuch und Jahr beläuft sich auf 12 000 Franken. Das ist mehr, als manch andere Förderstiftung zur Verfügung stellt …, aber oft eigentlich nicht genug, damit die jungen Menschen ohne finanzielle Sorgen ihre Ziele verfolgen können. Dass auch die öffentliche Hand bei Stipendien und Studienkrediten nicht selten wenig flexibel ist, macht die Finanzierung einer Ausbildung nicht einfacher.

Es ist, das will ich an dieser Stelle betonen, eine grosse Freude, ja ein Privileg, so vielen jungen Menschen helfen zu können, ihre Begabung zu entwickeln und Höchstleistungen zu erreichen. Dank der regelmässigen Berichterstattung, die unsere Geschäftsstelle seit Beginn unserer Tätigkeit von den Geförderten verlangt, ist es auch dem Stiftungsrat möglich, diese Karrieren über Jahre zu verfolgen. Wir sehen, was in jungen Jahren – ob im kulturellen Bereich, im Handwerk oder im Spitzensport – mit Fleiss, Ausdauer, Hartnäckigkeit, der notwendigen Fokussierung und der Fähigkeit, auch Rückschläge zu überwinden, erreicht werden kann. Solche Lebensläufe der von uns Geförderten faszinieren mich immer wieder. Natürlich: Nicht alle können Olympiasieger werden wie Dario Cologna oder Marco Odermatt. Und nicht alle schaffen den internationalen Durchbruch wie der Pianist Teo Gheorghiu. Aber viele «unserer» jungen Künstlerinnen und Künstler, Berufsleute und Sportlerinnen und Sportler erbringen Spitzenleistungen und sind so anderen jungen Menschen Vorbild. Auf all dies sind wir, ich gebe es zu, stolz.

Dank

Dass unsere Stiftung eine Erfolgsgeschichte ist, verdanken wir vielen Menschen. Und so nutze ich gerne die Gelegenheit, um zu danken. In erster Linie richtet sich unser Dank an Fritz und Renate Gerber, welche unsere Stiftung ermöglicht haben. Wir freuen uns, dass sich Renate Gerber, viele Jahre Vizepräsidentin, auch heute noch als Ehrenmitglied des Stiftungsrates für unsere Arbeit interessiert. Danken will ich auch allen anderen ehemaligen und aktiven Mitgliedern des Stiftungsrates für ihr wertvolles Engagement. Mein Dank richtet sich aber auch ganz besonders an die Mitarbeitenden unserer Geschäftsstelle für ihren keinesfalls selbstverständlichen Einsatz, für ihre beeindruckende fachliche Kompetenz und ihre Treue zur Sache. So steht unsere Geschäftsführerin Stéphanie Ramel seit über zwanzig Jahren Tag für Tag im persönlichen Gespräch mit jungen Menschen, die sich von uns Rat und Hilfe erhoffen, die über ihre Sorgen und Probleme, aber erfreulicherweise vor allem über ihre Erfolge in ihrer Aus- und Weiterbildung berichten. Stéphanie Ramel ist Kopf, Herz und Seele unserer Stiftung. Herzlich danken will ich auch unserem Bereichsleiter Sport Max Heinzer, der als langjähriger, äusserst erfolgreicher Spitzensportler vielen unserer Gesuchstellerinnen und Gesuchsteller Vorbild ist, und meinem langjährigen Geschäftspartner Fritz Frischknecht, der sich vorausschauend und mit grosser Präzision um die Finanzen der Stiftung kümmert. Sie alle tragen dazu bei, dass wir Jahr für Jahr mehr als hundert Begabte begleiten und fördern können.

Danken will ich schliesslich auch unseren Partnerorganisationen, auf deren Fachkompetenz wir uns seit vielen Jahren, ja zum Teil seit unserer Gründung, verlassen können. Diese Partner machen uns auf unterstützungswürdige Talente aufmerksam und übernehmen oft auch einen Teil der fachlichen Abklärungen, welche die Grundlage für jede Entscheidung darstellen. Ich empfinde diese Zusammenarbeit als sehr bereichernd.

Die ersten fünfundzwanzig Jahre liegen also hinter uns. Mit Vorfreude und Elan sind wir ins 26. Jahr gestartet. Und wir freuen uns auf viele weitere besonders begabte junge Menschen, die wir unterstützen und auf einer wichtigen Etappe ihres Lebens/Berufsweges begleiten dürfen.

Urs Lauffer

Das Jahr im Rückblick

Leistungsbericht 2023

Stiftungszweck

Bereits seit fünfundzwanzig Jahren fördert unsere Stiftung auf ausschliesslich gemeinnütziger Basis begabte junge Menschen mit Wohnsitz in der Schweiz mit finanziellen Beiträgen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung. Wir wollen dort helfen, wo für das Erreichen des Stiftungszwecks keine oder nicht ausreichende öffentliche Gelder zur Verfügung stehen. Dabei konzentrieren wir uns auf Einzelfallhilfe und unterstützen junge Menschen direkt mit einem finanziellen Beitrag. Unterstützungsberechtigt sind junge Menschen im Alter von 10 bis 25 Jahren. Wir prüfen Gesuche aus den Bereichen Schule (inkl. Fachhochschulen), Handwerk, Kultur und Sport. Gesuche zugunsten eines Studiums an einer Universität oder an der ETH können leider nicht berücksichtigt werden.

Bewilligte Gesuche und Aktivitäten

2023 hat der Stiftungsrat von 223 (Vorjahr: 236) eingegangenen Gesuchen 97 (Vorjahr: 100) positiv beurteilt und dafür 1 439 000 Franken (Vorjahr 1 534 000 Franken) bewilligt. Davon entfielen rund 37 % auf den Bereich Kunst, 46 % auf den Bereich Sport und 17 % auf die übrigen Bereiche (inkl. Hochbegabungen).

Der Stiftungsrat

Der Stiftungsrat der Fritz-Gerber-Stiftung besteht aus 10 Mitgliedern. Diese werden jeweils auf zwei Jahre gewählt. Die derzeitige Amtsperiode läuft bis zum 31. Dezember 2024. Urs Lauffer wirkt seit dem 1. Januar 2005 als Präsident. Der Stiftungsrat ist im Berichtsjahr zu drei Sitzungen zusammengekommen. Im Zentrum dieser Sitzungen steht immer die Prüfung und Genehmigung der einzelnen Anträge, die von der Geschäftsstelle vorgelegt werden. Darüber hinaus erörtert der Stiftungsrat die statutarischen Geschäfte und beurteilt den Erfolg unserer Hilfe. Der Stiftungsrat überprüft dabei sowohl die Effektivität, als Mass der Wirksamkeit unserer Arbeit, als auch die Effizienz, d. h. die Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes. Auf dieser Grundlage und anhand konkreter Einzelfälle passt der Stiftungsrat wenn nötig die Schwerpunkte in den nächsten Jahren an. Schliesslich beschäftigt sich der Stiftungsrat auch mit allen finanziellen Fragen (inkl. den Anlagerichtlinien, die regelmässig geprüft und überarbeitet werden) und überwacht die Tätigkeit unserer Geschäftsstelle.

Sitz der Geschäftsstelle

Ende des Berichtsjahres hat die Geschäftsstelle neue Büroräumlichkeiten bezogen. Diese befinden sich nun an der Stampfenbachstrasse 125 im 3. Stock in 8006 Zürich.

Finanzen

Die Stiftung finanziert ihre Tätigkeit in erster Linie aus Vermögenserträgen. Im Berichtsjahr verzeichneten die Finanzmärkte je nach Anlagekategorie unterschiedliche Ergebnisse. Erfreulicherweise konnte die Stiftung 2023 einen Finanzgewinn von rund 1,2 Millionen Franken erzielen.

Auch wenn sich das Organisationskapital per Jahresende insgesamt auf 25,5 Millionen Franken reduzierte, kann unsere Stiftung ihre Ausschüttungen im bisherigen Rahmen auch in den nächsten Jahren fortsetzen.

Rechnungslegung

Seit 2005 wenden wir für die Jahresrechnung unserer Stiftung die Kriterien von Swiss GAAP FER 21 an. Diese Rechnungslegung wurde speziell für gemeinnützige Organisationen geschaffen, um eine hohe Transparenz zu gewährleisten.

Im Namen der Geschäftsstelle danke ich allen sehr herzlich, die unsere Arbeit möglich machen und uns bei unserer Tätigkeit unterstützen.

Stéphanie Ramel

Kennzahlen in CHF

Unterstützungsbeiträge

2023

1 534 000 CHF

2022

1 439 000 CHF

Organisationskapital

2023

25 943 000 CHF

2022

25 532 000 CHF

Seit ihrer Gründung im Jahr 1998 hat die Stiftung 33 Millionen Franken an Unterstützungsbeiträgen geleistet.
«Team Heinzer»

Weitere Erfolge für das «Team Heinzer»

Seit sieben Jahren fördert unsere Stiftung besonders begabte junge Sportlerinnen und Sportler im Rahmen des «Teams Heinzer». Die acht bis zehn Mitglieder erhalten eine mehrjährige Förderung von 20 000 Franken pro Jahr. Dabei werden die Mitglieder des Teams durch unseren Bereichsleiter Sport Max Heinzer, seit vielen Jahren international erfolgreicher Degenfechter, persönlich unterstützt. Zu den ersten Teammitgliedern gehörten Marco Odermatt, der beste Skifahrer der Gegenwart, und der amtierende Schwingerkönig Joel Wicky.

Leichtathletik: drei Finalplätze

Alle vier Mitglieder der Leichtathletik-Sparte im «Team Heinzer» haben sich im vergangenen Sommer für die Weltmeisterschaften in Budapest qualifiziert. Während Ricky Petrucciani wegen einer Verletzung leider nur in der 4x400m-Mixed-Staffel zum Einsatz kam, konnten sich Angelica Moser, Jason Joseph und Simon Ehammer für ihren jeweiligen Final qualifizieren – eine ausgezeichnete Teamleistung.

Angelica Moser erreichte dabei im Stabhochsprung den sensationellen 5. Platz. Jason Joseph ist der erste Schweizer, der sich an einer WM als Sprinter für den Final qualifizieren konnte. Sein 7. Rang über 110 m Hürden ist ein sehr gutes Resultat, auch wenn Jason von sich selbst noch mehr erwartet hätte. Simon Ehammer, während der Saison 2023 erneut erfolgreich, hatte im Final des Weitsprungwettbewerbs etwas Pech und wurde «nur» Neunter.

Dominic Stricker überzeugt

Auf eine starke Saison blickt auch «unser» Tennisspieler Dominic Stricker zurück. Dabei bleibt besonders seine Glanzleistung an den US Open in Erinnerung: Besiegte er doch den Weltranglistensiebten Stefanos Tsitsipas und zog bei seinem dritten Grand Slam erstmals in die dritte Runde ein.

Geschichten von unterstützten Talenten

Wie junge Talente ihre Ziele erreichen

Mit voller Kraft voraus: Der Durchbruch zur Olympiaqualifikation im Rudern

Der Weg zu den Olympischen Spielen 2024 war herausfordernd – doch mit unermüdlichem Einsatz, eiserner Disziplin und dem festen Glauben an das grosse Ziel gelang die Qualifikation. Ein bewegender Moment für einen Athleten, der seinen Sport mit Leidenschaft und Hingabe lebt.

Maurin Lange

Auf dem Weg an die Spitze: Liv Broder und ihr Skateboard-Traum

Liv Broder hat bereits Geschichte geschrieben: Als erste Schweizerin durfte sie an den X Games teilnehmen – ein Meilenstein in ihrer Karriere. Doch ihr Blick richtet sich weiter nach vorne, denn die 17-Jährige strebt nach mehr. Mit den Olympischen Spielen 2028 als nächstem grossen Ziel kämpft sie nicht nur für sportlichen Erfolg, sondern auch für mehr Sichtbarkeit und Anerkennung von Skaterinnen weltweit.

Liv Broder

Barockvioline zwischen Basel und London: Sophia Mückes musikalische Reise

Sophia Mücke widmet sich mit Leidenschaft der Alten Musik. Nach ihrem Studium in Basel setzt sie ihre Ausbildung an der renommierten Royal Academy of Music in London fort. Auf Bühnen in Edinburgh, Wales und London verwirklicht sie ihren Traum – mit Hingabe, aussergewöhnlichem Talent und unermüdlicher Neugier.

Sophia Mücke

Von Bern nach Paris: Noah Gramss und sein Weg in die Modewelt

Aus der Kindheit in Bern Bethlehem hinein in die Kreativität von Kunst, Musik und textilem Gestalten – so führte Noah Gramss’ Weg ihn schliesslich nach Paris, an eine der renommiertesten Kunsthochschulen Europas. Sein Ziel ist ambitioniert: Mode neu zu definieren, mit mehr Vielfalt und sozialer Verantwortung als zentrale Elemente seiner Vision.

Noah Gramss